Äolik in der Streusandbüchse, 2011

Quarzsand, Metall-Steckregal, Plastikkübel
Installation im Georg-Kolbe-Museum, Berlin
ca. 3,7 x 1 x 1 m

Die einzelnen Böden des regalähnlichen Aufbaus sind mit unterschiedlich großen und verschieden angeordneten Bohrungen versehen. Quarzsand, der sich anfänglich in den Behältern auf der obersten Ebene des Gestells befindet, rieselt während des Aufbaus der Arbeit durch die Löcher nach unten. Je nach Größe und Anordnung der Löcher bilden sich in der darunteriegenden Ebene kegelförmige Ablagerungen, die wiederum den Quarzsand durch weitere Bohrungen auf die nächste Ebene leiten. Dadurch wird die Kegelform zerstört und es entstehen Krater und Täler. Abhängig von den Materialeigenschaften (Lochgröße, Korngröße, Feuchtigkeit etc.) entstehen auf jeder Ebene jeweils individuelle flüchtige Skulpturen.
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"So heißen zum Beispiel zwei Installationen „Kaskadisches Volumen-Annäherungsverfahren“, aufgebaut im Jahr 2005 in Gießen und in Aschersleben. Da fragt man sich zuerst, was ist denn das für eine schräge pseudowissenschaftliche Benennung, und dann steht man davor, sieht den Sand durch Etagen wie im Regal rieseln und ist fasziniert von den Kratern und Tälern, die entstehen. Ein Landschaftserlebnis mit geomorphologischem Hintergrund stellt sich ein. Ironisch verfremdet kommt man so zu einem Erlebnis wie im Gebirge – oder als stünde man vor einem Bild Caspar David Friedrichs.
Man versteht das Weltmodell.
Ausgangspunkt der Beschäftigung mit Sand als skulpturalem Element war ein Aufenthalt in der Namib-Wüste anlässlich eines Symposiums im Jahr 2001. Dort konstruierte Markus Wirthmann, mit ausschließlich vor Ort aufgefundenem Material, ein Observatorium zur Sonnenbeobachtung. Dabei erkundete er fast nebenbei Wüstendünen, die im Großmaßstab die Folge „äolischer Prozesse“ sind. Daraus entstanden zwei große Installationen, „Äolische Prozesse - Wüste, Kunstbank Berlin 2005“ und „Äolische Prozesse - Wüste, Kunstsammlung Gera 2004“. Im White Cube simulierte der Künstler diese äolischen Prozesse en miniature, geschrumpft und pars pro toto fürs Museum angepasst. Die Mittel sind dabei wie üblich absichtlich einfach gehalten: Ventilatoren, Windleiteinrichtung, Aluleiter, Behälter, div. Elektrik, Quarz- und Dünensand."

aus: Peter Lang 2008 im Katalog zur Ausstellung "Äolische und andere Prozesse"